Die Sanierung des Rasens

... oder die Geschichte eines "steinigen" Weges?

Muss ein Rasenplatz saniert werden?

Darüber haben wir im trockenen Sommer 2019 "heiß" diskutiert.

 

Diese kleine Dokumentation soll aufzeigen, wie wir vorgegangen und warum welche Entscheidungen getroffen worden sind, welche Erkenntnisse wir in den verschiedenen Phasen gewonnen haben und welche Lehren daraus gezogen wurden. Kurz und knapp, allen die mit der Beschaffenheit ihres Platzes  nicht zufrieden sind und in Erwägung ziehen, etwas ähnliches in Angriff zu nehmen, sei diese kleine Dokumentation Anleitung und Hilfe zugleich.

Zur Geschichte

Unser Platz erstreckt sich über eine Fläche von 8.000 m². Er wurde im Jahre 1974 im ersten Teil angelegt, dann erweitert. In den ersten Jahren wurde er von Hand gemäht, gedüngt und auch im Frühjahr gewalzt. Irgendwann nur noch gemäht, auf Dünger wurde aus Kostengründen verzichtet ...

Versuche, den Platz mit einer Walze eben zu bekommen, scheiterten  an dem mittlerweile hoch verdichteten Boden. Das Mähen mit dem Aufsitzmäher glich einem Rodeo-Ritt. Runde um Runde in ruckelige Tagträume versetzt, wurde das mähende Personal jäh aufgeschreckt aus dem Sattel gehoben. Über die unzähligen Latten- und Fahrwerksbrüche, die den Wühlmauslöchern zu verdanken sind, reden wir erst gar nicht.

August 2019

Braune Steppe und Wühlmauslöcher soweit das Auge reicht, ausreichend Löwenzahn, um einer Kaninchenzucht die notwendige Nahrungsgrundlage zu bieten, und kein Regen in Sicht. Im Vorstand hatte man den Platz genauer in Augenschein genommen und die exakte Vegetation begutachtet, die den Platz, wenn er feucht genug war, in einem ausreichenden Grün erscheinen ließ. Es waren viele Wildkräuter zu finden, nur keine Grashalme, die einer gesunden "Berliner Tiergartenmischung" nahekommen. Lang rankende Queckenhalme, die sich flach auf den Boden legten und von keinem Mäher zu erfassen waren. Ebenso der intelligente Löwenzahn, seines hohen Wuchses beraubt, sich flach auf dem Boden ausbreitend, jede weitere Vegetation erstickend.
Eine Bodenprobe zeigte, dass die ersten vier Zentimeter Erdreich so hoch verdichtet waren, dass der Spaten kaum hinein getrieben werden konnte. Kaum noch Wurzelbilbung. Erst in einer Tiefe von rund 10 bis 15 Zentimetern konnte leichte Aktivität von Regenwürmern erkannt werden.

Verfüllen der Wühlmauslöcher mittels matschigen Mutterbodens, eingeschlämmt per Gartenschlauch.

Mission Impossible!

Chemie sollte auf keinen Fall zum Einsatz kommen!

Ein Vereinsmitglied hatte sich einen kleinen Tecker zugelegt und ein weiteres Mitglied einen Wiesenstriegel einfachster Art zu einem Versuch aufgetrieben. Der Erfolg war verblüffend. Alle flach auf dem Boden wuchernden Pflanzen wurden aufgerichtet und konnten mit dem Sichelmäher in ihrem Wildwuchs gebändigt werden. Eine Investition für die Zukunft, aber keine Lösung gegen die gegenwärtige Platzbeschaffenheit.


September 2019

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurden, nach Platzbegutachtung, folgende Lösungen vorgestellt und ausgiebig diskutiert:


1. Alles bleibt, wie es ist

2. Chemie gegen das Unkraut kommt zum Einsatz

3. Der Platz wird mit Erodiergerät, Sand und Wiesenschleppe saniert

4. Es wird alles kurz gemacht und total saniert

 

Von Kosten über Machbarkeit bis Nachhaltigkeit wurde, auch Dank der guten Vorbereitung des Vorstandes  im Vorfeld, bis ins letzte Detail gesprochen.

Die Meinungen gingen weit auseinander!
Vor allem wegen der zu erwartenden Kosten waren einige Mitglieder nicht bereit, eine der drei weiteren Lösungsvorschläge in Angriff zu nehmen - der Einsatz von Chemie wurde von vornherein übereinstimmend abgelehnt.
Der Versuch den Boden in Eigenleistung mit den entsprechenden Geräten aufzuarbeiten  scheiterte, weil regionale Firmen diese nicht anbieten.

So konzentrierte sich die Diskussion auf die Lösung, alles umzuackern. Der Boden würde verjüngt und gelüftet, die Kräuter zu unterst gekehrt, sodass die Wühlmausgänge tief genug zerstört werden. Spontan taten sich Spender auf, diese Lösung großzügig zu unterstützen.
Es kristallisierten sich zwei Lösungsansätze heraus, die zur Abstimmung gebracht wurden. Es gab Enthaltungen von Mitgliedern, die die Notwendigkeit einer Sanierung gesehen haben, aber den Aufwand nicht abschätzen mochten und fairerweise die Abstimmung nicht negativ beeinflussen wollten. Mit einer knappen Mehrheit wurde dann für die generelle Sanierung des Platzes gestimmt.
Einzige Bedingung: Die Bewässerung muss sichergestellt werden, damit der neue Rasen bei Trockenheit nicht eingeht und die Investition in das teure Saatgut nicht umsonst war.

Januar 2020

Mit schwerem Gerät ging es zur Sache.

Der  Trecker hatte mächtig zu arbeiten, um den Grubber mit Scheibenegge durch den Boden zu bringen.
Es tat schon weh zu sehen, wie der vertraute Platz nun in unwegsamen Acker verwandelt wurde. Und nicht  nur einmal haben wir uns gefragt, ob die Entscheidung richtig war! Doch zumindest hat die obere harte Schicht gezeigt, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist.

Der Boden sollte Frost bekommen, damit die verbliebenen Pflanzenreste unter dem Einfluss von hartem Frost eingehen.


Auf den Winter jedoch war keinen Verlass, und das sollte massiven Einfluss auf den weiteren Verlauf haben.


März 2020

So wurden im März nicht die Rösslein eingespannt, sondern mit dem Fendt doch gepflügt, um das Grünzeug unter die Erde zu bringen.

April 2020

Mit modernem Gerät konnten dann ohne nennenswerten körperlichen Einsatz rund 80 Meter 1 1/4"-Schlauch 40 cm tief in den Boden gebracht werden.

Es blieben noch rund 10 Meter von Hand zu graben, um zur Pumpe zu gelangen.

Mit der Kreiselegge ging es mehrfach in verschiedene Richtungen über das Gelände. Dadurch gelang es, störende Bodenwellen auszugleichen.

 

 

 

Dieses Erscheinungsbild entspricht schon eher den Vorstellungen eines Modellflugplatzes. Aber weit gefehlt!


Nach ersten Lockerungen der Covid19-Auflagen ging es an die Arbeit, um der Fläche den finalen Schliff zu verleihen. Zuvor hatten immer Einzelpersonen die notwendigen Arbeiten durchgeführt, was zu erheblichen Verzögerungen führte.

Es musste alles per Rasenharke eingeebnet werden. Die mit der Kreiselegge bearbeitete Fläche erwies sich als zu rau. Erst die Verdichtung und Glättung mit einer kleineren Walze brachte ein Ergebnis, welches die Arbeit mit der Harke erleichterte. Im Hintergrund ist das Einbringen der Saat zu sehen, welche nochmals eingeharkt und mit einer Handwalze angedrückt wurde.
Im Vordergrund eine der Zapfstellen, die mit Betonringen gesichert wurden.

Im Bild zu erkennen, der Grund, der für das Pflügen gesprochen hätte.

Das alte Wurzelgeflecht und Unmengen von Steinen kamen beim Harken an die Oberfläche und mussten mühselig vom Acker entfernt werden. Die trockene Witterung kam uns dabei aber zu Gute, Wurzelreste und Steine ließen sich sauber vom Rest des Mutterbodens trennen.


Mai 2020

Das erste Grün!

Nach anfänglichen Versuchen den Boden durch verschiedene Regner feucht zu bekommen, sieht man im Bild die finale Lösung. Dieser Regner zieht sich selbst per Wasserkraft an einem Stahlseil vorwärts.

 

Wir haben uns auf Grund der Covid19-Einschränkungen entschieden, die Gesamtfläche des Platzes zu dritteln. So konnten kleine Teilstücke unter Wahrung des Abstandes mit der erlaubten Personenzahl bearbeitet werden. Außerdem war das erste Stück Rasen so weit begehbar, dass die Urbarmachung der zweiten Fläche ohne Schaden möglich gewesen ist.

Im Hintergrund der derzeit unbearbeitete Teil.

 

Wir haben also noch viel vor gehabt!

Zur Bearbeitung des zweiten Drittels wurde aufgrund des starken, ungewollten Bewuchses ein zweites Mal gegrubbert.

Deutlich zu erkennen, die drei Teilstücke.

Hier ist der Unterschied zu den vorherigen Bildern deutlich zu beobachten.

Wenn der mit dem Trecker bearbeitete Boden nicht mit einer Walze vorverdichtet wird, wird das Harken sehr mühselig!

 



Das zweite Stück ist bestellt!

Im Vordergrund die letzte Herausforderung.

"Von der Stirne heiß
rinnen muss der Schweiß,
soll das Werk den Meister loben!
Doch der Segen kommt von oben."

Hier wird das Werk zum Ende fachmännisch begutachtet.


Der junge Rasen wurde zuvor das erste Mal gemäht. Dieses Mal wurde mit schwererem Gerät gewalzt; und zwar gleich beide Teile. Somit wurden dem Rasenteil die Unebenheiten ausgetrieben ...

... und der frisch bestellte Teil gleich gewässert.

 

Wasser, das ist das Geheimnis des Erfolges!



Urteil der Probefahrt mit erhöhter Geschwindigkeit:

Rennpiste.

Ein Probefliegen trotz leicht kahler Stellen ist ein Muss.

Glücklicherweise sind diese mittlerweile verschwunden!


Juni 2020

Endspurt!

Das letzte Teilstück.


Die Werkzeuge zusammengepackt, es ist geschafft.

Das anschließende Walzen bei Einbruch der Dunkelheit vollendet das Werk ...


Der Rasen wächst so stark, dass wir uns einen Mäher mit Fangkorb ausgeliehen haben, um den Rasenschnitt vom Platz zu bekommen.

 

Die Dichte und das satte Grün sprechen - so glaube ich - für sich.

Und mit den frisch geschliffenen Messern des Toro ist ein Rasen wie ein Teppich zu erwarten.

 

Das Schleifen der Messer ist eine andere Geschichte!

Demnächst auf diesen Seiten.

Ausblick

Die Versuche mit dem einfachen Striegel und einem Zinkenabstand von 7 cm waren so überzeugend, dass wir uns einig waren: So etwas muss zum Inventar gehören.

Anstatt mit Gift, lassen sich so die Wiesenkräuter leicht entfernen und auf dem Boden liegende Ranken werden aufgerichtet und können gemäht werden.

 

Einen Striegel zu kaufen übersteigt das Budget.

So hat Kai sich bereit erklärt, solch ein Gerät in Eigenanfertigung zu bauen.

Er hat das noch neben Arbeit und unzähligen weiteren organisatorischen wie auch praktischen Stunden für den Verein auf den Weg gebracht.

 

Das Resultat mit seinem Konstrukteur und Erbauer ist auf dem Foto zu sehen.

Der erste Einsatz im Frühjahr auf den Parkplatz brachte sehr gute Ergebnisse!

Dieses Gerät soll im nächsten Jahr auf dem neuen Rasen zum Einsatz kommen und helfen, den Platz in tadellosem Zustand zu halten.

Empfohlen ist ein bis zu drei maliger Einsatz pro Jahr.

Zwei weitere Helfer sollen hier auch nicht ungenannt bleiben.

Das sind Ralf und sein "Motorradersatz".

Dieses kleine Gerät hat große Erleichterung gebracht und auch in der Zukunft liegt hier sicher eine Schlüsselrolle.

FAZIT

Steinig war der Weg!

Zum einen, weil wir auf Schwierigkeiten gestoßen sind, die nicht vorhersehbar waren, zum anderen, weil der Acker uns viele echte Steine in den Weg gelegt hat.

 

Auch wenn sich zu Anfang nicht alle einig waren, niemand genau wusste, wo die Reise hingeht und manche ihrem Unmut Luft gemacht haben, zeigt sich, dass ein Team von kernigen Modellfliegern in der Lage ist , eine solche Aufgabe erfolgreich zu meistern.

 

Einige bringen sich mehr ein, andere weniger. Das ist dabei aber nicht entscheidend. Wichtig ist, dass man sich in einem Verein überhaupt einbringt, jeder nach seinen Möglichkeiten. Niemand musste mit Pflichtstunden belegt werden, das zeigt, dass alle mit Herzblut dabei waren.

Natürlich ist zwischendrin auch einmal die Luft raus. Dann geht es ein paar Tage später mit neuer Energie weiter.

Allen, die tatkräftig mit angefasst haben, ein herzliches Dankeschön!!!

 

Dank der Spenden ist es gelungen, die Vereinskasse nicht über Gebühren zu belasten. Auch die Stadt Wittingen hat den Antrag nach Sanierung anteilig finanziell unterstützt. Hilfe bekamen wir auch von den Landwirten , Freunden und Nachbarn, die uns mit Treckern und entsprechendem Gerät hilfreich zur Seite standen.

Allen Spendern und Unterstützern sei an dieser Stelle herzlich gedankt!

 

Wir denken, es hat sich gelohnt.

 

Jetzt geht es wieder ans Fliegen, auf einer schönen grünen ebenen Piste!

 

Allen Interessierten sei empfohlen, sich das Ergebnis (nach Covid19) persönlich anzuschauen.
Wir werden daran arbeiten, dass der Platz so bleibt, wie er ist.

Fragen beantworten wir gerne nach Anfrage unter "Kontakt" auf dieser Seite.

 

Im Namen aller derjenigen, die sich in dieses Projekt eingebracht haben,

D. Kruse